Crush setzt sich mit Petro-Maskulinität auseinander: einer problematischen Form der politischen Männlichkeit. Deren Vertreter stellen ihre angebliche Überlegenheit durch die Glorifizierung der Fossilindustrie demonstrativ zur Schau, wobei das Automobil und der Verbrennungsmotor sinnbildlich für Freiheit, uneingeschränkte Autonomie, Potenz und Eroberung stehen. Sie leugnen die Klimakatastrophe und befeuern diese aggressiv durch sogenanntes Coal Rolling– den Umbau von Motoren, um besonders viel CO2 Schadstoffe auszustossen. Dieses toxische Spiel soll ihre vermeintliche Überlegenheit gegenüber der Katastrophe darstellen, wobei die Demonstration der eigenen Unantastbarkeit nur ihre eigentliche Verwundbarkeit und menschliche Abhängigkeit von der Natur überspielt. Die absichtliche Beschleunigung der Katastrophe entpuppt sich als insgeheimer Wunsch, dem eigenen Trauma endlich begegnen zu können.
"Wir haben alle unsere Bewältigungsstrategien, um mit Traumata umzugehen. Die einen inhalieren Abgase und die anderen machen Kunst."
Benjamin Burger verarbeitet in Crush seine eigene Sozialisierung als Mann sowie Aspekte von kollektivem wie individuellem Trauma. In einer fragmentarischen Erzählung, worin ein Mann seinen Fetisch für verunfallte Autos entdeckt, verhandelt und hinterfragt er Motive wie Fitness, Potenz und Körperpanzer. Zunehmend erkennt diese Figur in der Verwundung des Automobils ihre eigene Verwundbarkeit und Vergänglichkeit.
Crush wurde innerhalb einer dreiwöchigen Residenz im Kunst im Depot gemeinsam mit Dimitri Stapfer (Regie), Mona De Weerdt (Dramaturgie) und Simon Bitterli (Kamera) entwickelt.
Beim Sharing vom 22. Oktober 2022 wird eine erste Skizze gezeigt.
Konzept & Performance: Benjamin Burger
Regie: Dimitri Stapfer
Dramaturgie: Mona De Weerdt
Kamera: Simon Bitterli
Technischer Support: Iris Rohr
CRUSH ist ein Prototyp und wurde im Zuge einer dreiwöchigen Residenz im Kunst im Depot, Winterthur entwickelt.